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n Deutschland regeln das Atomgesetz und die nachfolgenden Verordnungen den Umgang mit radioaktiven Stoffen. Dazu zählt auch die fachgerechte Entsorgung radioaktiver Abfälle. Verantwortlich sind die Betriebe, in denen Abfälle anfallen. Sie müssen die Stoffe sammeln, sortieren und nach den gesetzlichen Vorgaben behandeln. Anschließend werden die Abfälle in zugelassene Behälterverpackt. Der gesamte Prozess wird Konditionierung genannt. Danach müssen die befüllten Behälter (Gebinde) solange gelagert werden, bis sie in ein Endlagertransportiert und eingelagert werden können.

  • Der Umgang mit radioaktiven Materialien ist in Deutschland streng geregelt.
  • Dort, wo radioaktive Abfälle anfallen, müssen sie gesammelt, sortiert und fachgerecht verpackt werden.
  • Für die Endlagerung dürfen nur zugelassene Behälter benutzt werden.
  • Eine längerfristige Lagerung über Tage birgt ein höheres Risiko, dass Stoffe in die Umwelt gelangen.
         

Industriebetriebe oder Krankenhäuser, in denen nur geringe Mengen an radioaktiven Abfällen anfallen, müssen diese an die Einrichtungen der Bundesländer, die sogenannten Landessammelstellen abführen. Für Abfälle aus der Bundesforschung oder aus dem Rückbau der DDR-Kernkraftwerke (Greifswald und Rheinsberg) ist der Bundzuständig. Ebenso ist der Bund für die Rückholung und anschließende Endlagerung der radioaktiven Abfälle aus der Schachtanlage Asse II verantwortlich.

Unterschiedliche Behälter je nach Anforderung

Radioaktive Abfälle müssen besonders behandelt  werden, bevor sie in ein Endlagerkommen. Die Behandlung und Verpackung der radioaktiven Abfälle wird Konditionierung genannt. Nur fachgerecht konditionierte, kontrollierte und freigegebene Behälter dürfen endgelagert werden.

Um alle Arten radioaktiver Abfälle mit unterschiedlicher Wärmeabgabe gleichermaßen sicher zu verpacken und um die Endlagerungsbedingungen einzuhalten, stehen je nach Konsistenz, Größe und Beschaffenheit des Abfallmaterials verschiedene Verfahren beziehungsweise Anlagen zur Konditionierung zur Verfügung. Dabei können die Behälter für die hochradioaktiven Stoffe erst im Laufe der Standortsuche für ein Endlager genehmigt werden. Je nach Endlagergestein werden unterschiedliche Anforderungen an die Behälter gestellt.

Für die Endlagerung der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle sind in Deutschlandnach der Genehmigung des Endlagers Konrad verschiedene Behälter entwickelt und zugelassen worden. Sie unterscheiden sich in Form, Material und Größe. So gibt es zum Beispiel zylinderförmige Beton- und Gussbehälter oder Container in mehreren Größen aus Stahl, Beton und Guss.

Oberirdische Lagerung ist nur eine Zwischenlösung

Die oberirdische Zwischenlagerung bietet trotztechnischer Barrieren durch die Verpackung oder die Lagerhalle immer nur einen begrenzten Schutz. Um die potenzielle Gefahr einer Strahlenbelastung für Menschen und die Umwelt zu minimieren, müssen daher in Deutschlandradioaktive Abfälle von der Umwelt (Biosphäre) getrennt und in tiefen, stabilen Gesteinsschichten endgelagert werden. So soll für den Zeitraum von bis zu einer Million Jahre gewährleistet werden, dass durch freigesetzte radioaktive Stoffe keine heute geltenden Grenzwerte  überschritten werden und damit keine Gefährdungen für Mensch und Umwelt entstehen.

Quelle: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH

Bildrechte: Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH 

Behandlung, Verpackung und Lagerung

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Welche Gesteinsformationen kommen in Frage?

Tonstein

Tonsteine gehören zur Gruppe der Sedimentgesteine, die aus älteren Gesteinen durch Prozesse der Verwitterung, der Erosion, des Transports und anschließender Sedimentation und Verfestigung hervorgegangen sind. Durch Ablagerung in ruhigen Gewässern, z. B. in küstenfernen Bereichen von Seen und Meeren sowie in Stillwasserbereichen von Flusssystemen bilden sich zunächst unverfestigte Tone. Sie entstehen, wenn gröbere und schwerere Körner bereits sedimentiert wurden und nur noch die feinen, im Wasser schwebenden Ton-Partikel in ruhige, strömungsarme Bereiche gelangen und sich dort absetzen können. Tone werden zu Tonsteinen, indem sie durch zunehmende Überlagerung von anderen Sedimenten immer stärker kompaktiert und verfestigt werden.

Tonsteine unterscheiden sich von den übrigen Sedimentgesteinen dadurch, dass sie überwiegend aus Partikeln mit der kleinsten Korngröße, der Tonfraktion (< 0,002 mm), bestehen. Bei den zumeist plattigen Ton-Partikeln handelt es sich hauptsächlich um die sogenannten Tonminerale, wie z. B. Kaolinit, Montmorillonit und Illit. Diese sind bei der chemischen Verwitterung neu entstanden. Untergeordnet bestehen Tonsteine auch aus mechanisch oder chemisch zerkleinerten Fragmenten von Mineralen wie beispielsweise Quarz,Muskovit, Feldspat und Karbonat. Geringfügige Beimengungen von beispielsweise Limonit, Hämatit, Chlorit oder auch organische Kohlenstoffverbindungen sind für die unterschiedlichen Farben (grau, schwarz, rot, grün) von Tonsteinen verantwortlich.

Tonsteine verfügen über eine hohe Dichtheit. Sie sind aufgrund ihrer feinen Körnung nur schwer durchlässig für Flüssigkeiten und Gase und wirken im geologischen Untergrund somit als Barrieregesteine. Darüber hinaus sind sie aufgrund der Struktur und der großen Oberfläche der Tonminerale in der Lage, Ionen - z. B. Schwermetalle oder Radionuklide -  reversibel zu binden. Man spricht hier auch von Adsorption. Im Kontakt mit Wasser reagieren Tonminerale quellfähig und sind dadurch in der Lage, Risse zu schließen.

Als Tonsteinformation ist eine oft mehrere Meter bis über hundert Meter mächtige Abfolge von Tonsteinen zu verstehen. Da in der Natur keine reinen Tonsteine in so großen Mächtigkeiten vorkommen, sind insolchen Formationen häufig geringfügige Beimengungen oder geringmächtige Lagen aus sandigem, siltigem, karbonatischem, organischem oder sonstigem Material enthalten.

Bildrechte: LBEG

Kristallingestein

Kristallingesteinsformationen sind in mehreren Ländern als Wirtsgesteinsformationen für die Einlagerung von hoch radioaktiven Abfällen vorgesehen. Im internationalen Sprachgebrauch werden diese Gesteinskomplexe als „crystalline basement“ bezeichnet und beziehen sich in der Endlagerung vor allem auf plutonische oder bestimmte metamorphe Gesteine. Daneben werden auch Vulkanite, wie beispielsweise Porphyrite, von einigen Ländern auf ihre Eignung als mögliche Wirtsgesteine untersucht.

Plutonische Gesteine entstehen aus Gesteinsschmelzen (Magmen), die aus großer Tiefe in die Erdkruste aufsteigen und dort langsam abkühlen. Nacheinander kristallisieren verschiedene Minerale (z. B. Glimmer, Feldspat, Quarz) aus und es entstehen jenach Bildungsbedingungen unterschiedliche Gesteinsarten und –varietäten. Granite sind die häufigsten Vertreter der plutonischen Gesteine und treten in zahlreichen Varietäten auf, die meist mit regionalen Namen bezeichnet werden, wie z. B. der Okergranit aus dem Harz oder der Ålandgranit aus Skandinavien. Daneben zählen unter anderem Diorite, Gabbros und Peridotite zu den Plutoniten.

Metamorphe Gesteine sind während Gebirgsbildungsprozessen unter erhöhten Druck- und Temperaturbedingungen in großen Tiefen entstanden. Sie sind ohne Aufschmelzung chemisch und strukturell aus älteren Gesteinen umgewandelt worden. Je nach Ausgangsmaterial und Druck-/Temperatur-Bedingungen entstehen dabei viele unterschiedliche Gesteine, die sich durch Mineralbestand und Gefügemerkmale unterscheiden lassen. Beispiele für häufige metamorphe Gesteine sind z. B.Gneise, Amphibolite oder Eklogite. Kommt es bei der Gesteinsumwandlung zu Teilaufschmelzungen (Anatexis), entstehen Migmatite.

Plutonische und metamorphe Gesteinsmassive sind in großen Tiefen in der Erdkruste gebildet worden. Sie werden erst lange nach ihrer Entstehung durch tektonische Geländehebungenund Erosion der überlagernden Gesteinsschichten an der Oberfläche sichtbar.

Kristallingesteinsformationen zeichnen sich durch eine hohe Festigkeit, sehr geringes Lösungsverhalten und hohe Temperaturbelastbarkeit aus. Endlagerbergwerke weisen daher eine hohe Stabilität auf, müssen aber wegen der Klüftigkeit der Gesteine mit geotechnischen Barrieren versehen werden.

Steinsalz

Der Untergrund Norddeutschlands ist reich an Salzvorkommen, die sich im Laufe der Erdgeschichte in Sedimentationsbecken durch Verdunstung (Evaporation) der im Meerwasser gelösten Salze gebildet haben. Insbesondere die vor ca. 255 Mio. Jahren gebildeten und primär bereits sehr mächtigen Salzgesteinsformationen des Zechstein haben durch Mobilisationsprozesse in den nachfolgenden Mio. Jahren einen großen Formenreichtum erfahren.

Die Lagerung der Salzgesteine lässt sich grundsätzlich unterteilen in die „flache Lagerung“, worunter eine weitgehend schichtparallele „ursprüngliche“ Lagerung zu verstehen ist und die „steile Lagerung“, die durch z. T. erhebliche Salzwanderungsprozesse und Akkumulationen entstanden ist. Als Strukturformen haben sich z. B. Salzkissen, Salzsättel, Salzstöcke und Salzmauern entwickelt. In diesen Strukturen sind durch Verformungs- und Bruchprozesse der Salzgesteine z. T. komplexe Lagerungsverhältnisse entstanden.

Salzformationen sind im Allgemeinen zyklisch aufgebaut. Ein kompletter Zyklus besteht aus einer charakteristischen Abfolge von Karbonaten wie Dolomit und Kalkstein, Sulfaten wie Gips bzw. Anhydrit sowie Steinsalz und Kalisalzen. Innerhalb der Salzformationen gibt es Unterbrechungen oder Wiederholungen von Zyklusteilen. Ziel der Suche im Rahmen des Standortauswahlprozesses sind weitgehend homogene möglichst mächtige Steinsalz­bereiche, die als schützende geologische Barriere dienen.

Steinsalz weist als Wirtsgestein eine Reihe von positiven Eigenschaften auf, wie z. B. eine hohe spezifische Wärmeleitfähigkeit und Temperaturbelastbarkeit sowie eine geringe Durchlässigkeit. Aufgrund der besonderen Eigenschaft des kriechenden Verformungsverhaltens werden die Abfälle mit der Zeit komplett eingeschlossen. Da Steinsalz eine hohe Löslichkeit gegenüber ungesättigten Lösungen aufweist, ist der zusätzliche Schutz durch einen günstigen Aufbau des Deckgebirges mit u. a. grundwasserhemmenden Gesteinengegen unterirdische Ablaugungsvorgänge in der Abwägung ein wichtiges Kriterium.

Bildreche: LBEG
Verfasst am 
22.9.2020