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or rund 50.000Jahren zogen die Homo sapiens nach Europa. Steinwerkzeuge, Schädel- undKnochenfunde erinnern daran. In 50.000 Jahren wird eine andere Zivilisation existieren als wir sie heute kennen. Doch eines wird weiter an unsere Generation erinnern: einige tausend Tonnen hochradioaktiver Atommüll.

Die Fehler der Atomkraft-Ära in Deutschland lassen sich nicht zurückdrehen. Aber im Umgang mit ihren Hinterlassenschaften können wir beweisen, dass wir daraus gelernt haben.

Deshalb sucht Deutschland ein Endlager für seinen hochradioaktiven Atommüll, das diebestmögliche Sicherheit bietet.

Atommüll und Endlagerung, beides zusammen bilden in Deutschland ein großes Thema mit Sprengkraft. Bilder von Blockaden, von Wasserwerfern, von hochemotionalen Bürgerveranstaltungen kommen in den Sinn. Der hochexplosiven gesellschaftlichen Bedeutung sind wir uns sehr bewusst.

Und genau deshalb wurde für die Lösung des Atommüllproblems in Deutschland ein ganz besonders sorgfältiger Weg gewählt. Nach Jahrzehnten des politischen und gesellschaftlichen Dauerstreits wurde die Endlagersuche gemeinsam auf Null zurückgesetzt und mit einer „weißen Landkarte“ neu begonnen. Die Einigung auf ein Verfahren war nicht einfach. Ermöglicht wurde sie erst durch die politische Festlegung, in Deutschland endgültig aus der Atomkraft auszusteigen.

Was macht das Verfahren der Endlagersuche so besonders?

Es ist streng wissenschaftsbasiert und sicherheitsorientiert.

Der einzig ausschlaggebende Faktor für die Frage, ob ein Gebiet als Endlager geeignet sein könnte oder nicht, sind wissenschaftliche Erkenntnisse. Insbesondere geologische Daten über die Beschaffenheit des Gesteins, über vulkanische oder seismische Aktivitäten oder andere potentielle Störfaktoren. Politische Erwägungen spielen dabei keinerlei Rolle, genauso wenig wie Bundesländergrenzen.

Es ist transparent.

Die Auswahlkriterien sind klar definiert, die Methoden werden in partizipativen Verfahren weiterentwickelt, alle wesentlichen Unterlagen online gestellt, alle wichtigen Zwischenschritte – wie jetzt der erste Teilgebietsbericht – öffentlich konsultiert. Bei der Endlagersuche werden die Bücher offengelegt, lange bevor Entscheidungen getroffen werden.

Es lädt zur Beteiligung ein.

Über Fach- und Regionalkonferenzen und peronline-Konsultation, wo frühzeitig Einfluss genommen werden kann. Über die Endlagerkommission waren wichtige gesellschaftliche Akteure am Neustart beteiligt. Und mit dem Nationalen Begleitgremium gibt es eine unabhängige Instanz zwischen den staatlichen Akteuren und der Zivilgesellschaft, die den Prozess auf Dauer begleitet – kritisch und vermittelnd.

Es fußt auf demokratisch getroffenen Entscheidungen.

Den Anstoß gaben 16 Bundesländer und der Bund gemeinsam. Die Mitglieder des Bundestages werden regelmäßig in den Prozess einbezogen. Sie sind es, die letztlich die Entscheidung treffen. Das Verfahren ist außerdem von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen, über Parteigrenzen hinweg.

Wir sind zuversichtlich.

Mit diesem Verfahren werden wir einen Standort finden, der die bestmögliche Sicherheit bietet – nicht nur für die nächsten 50.000 und länger. Der Prozess bietet außerdem die Chance, einen über Jahrzehnte aufgeladenen gesellschaftlichen Konflikt dauerhaft zu befrieden.

In den letzten drei Jahren sind wir einer Lösung bereits einen großen Schritt nähergekommen –nach Jahrzehnten des Streits und Stillstands. Mit dem jetzt veröffentlichten Teilgebietsbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wird die „weiße Landkarte“ erstmals eingefärbt. Es werden Gebiete identifiziert, die aus Sicht der BGE möglicherweise für ein Endlager in Betracht kommen könnten. Für keines der Gebiete liegen ausreichend Informationen vor, um die Eignung endgültig zubeurteilen. Im weiteren Verfahren wird die BGE daher Vorschläge für Gebiete erarbeiten, die über Tage genauer untersucht werden sollen. Dabei wird sie die Ergebnisse der Fachkonferenz Teilgebiete berücksichtigen. Ausgewählte Gebiete werden dann in einem dritten Schritt auch unter Tage untersucht. So wird eine Grundlage geschaffen, um im Jahr 2031 eine faktenbasierte Festlegung auf einen Endlager-Standort zu treffen.

Dass wir ein Endlager in Deutschlandbrauchen, ist zwar nicht erfreulich, aber es ist der einzig vernünftigeLösungsansatz. Denn was wären die Alternativen?

- Die Endlagersuche ist eine Herausforderung, die bisher noch nirgendwo befriedigend gelöst wurde. Und Deutschland ist dabei bereits weiter als die meisten anderen Länder.

- Die Zwischenlager weiter zu nutzen, bis hoffentlich in einigen Jahrzehnten jemand eine zündende Idee hat? Das wäre unredlich gegenüber denjenigen, die in der Nähe der Zwischenlager leben. Außerdem muss ein Endlager ohnehin so gebaut werden, dass der Atommüll auch in Hunderten von Jahren wieder herausgeholtwerden kann. Wenn also wirklich irgendwann eine bessere Lösung gefunden werden sollte, könnte diese immer noch umgesetzt werden.

- Den Atommüll weiter zu horten und nochmal zu nutzen? Das ist eine technikgläubige Träumerei, mit der manche versuchen, die Atomkraft in Deutschland wieder salonfähig zu machen. Und damit den hart errungenen gesellschaftlichen Konsens zum Atomausstieg aufzukündigen. Fakt ist: Auch nach Jahrzehnten weltweiter Forschung lässt sich der Atommüll nicht einfach wegzaubern oder bequem unschädlich machen.

Spätestens Ende 2022 wird das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen, die Erzeugung von Atomstrom in Deutschland wird Geschichte sein. Und das ist gut so.

Jetzt geht es darum, auf dem gemeinsam gefundenen Lösungsweg weiter voranzukommen. Gemeinsam Verantwortung zu übernehmen für die Folgen dieses energiepolitischen Irrwegs.

Homo sapiens, das heißt übersetzt: der vernünftige Mensch. Was ihn von seinen Vorgängernunterscheidet: Er hat ein Konzept von Zukunft und übernimmt Verantwortung für seine Taten. Das ist das, was die sorgfältige und transparente Suche nach einem sicheren Endlager ausmacht. Das sind wir den nachkommenden Generationenschuldig.

(Bildrechte: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH)

Gemeinsam Verantwortung übernehmen für das Erbe der Atomkraft

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Welche Gesteinsformationen kommen in Frage?

Tonstein

Tonsteine gehören zur Gruppe der Sedimentgesteine, die aus älteren Gesteinen durch Prozesse der Verwitterung, der Erosion, des Transports und anschließender Sedimentation und Verfestigung hervorgegangen sind. Durch Ablagerung in ruhigen Gewässern, z. B. in küstenfernen Bereichen von Seen und Meeren sowie in Stillwasserbereichen von Flusssystemen bilden sich zunächst unverfestigte Tone. Sie entstehen, wenn gröbere und schwerere Körner bereits sedimentiert wurden und nur noch die feinen, im Wasser schwebenden Ton-Partikel in ruhige, strömungsarme Bereiche gelangen und sich dort absetzen können. Tone werden zu Tonsteinen, indem sie durch zunehmende Überlagerung von anderen Sedimenten immer stärker kompaktiert und verfestigt werden.

Tonsteine unterscheiden sich von den übrigen Sedimentgesteinen dadurch, dass sie überwiegend aus Partikeln mit der kleinsten Korngröße, der Tonfraktion (< 0,002 mm), bestehen. Bei den zumeist plattigen Ton-Partikeln handelt es sich hauptsächlich um die sogenannten Tonminerale, wie z. B. Kaolinit, Montmorillonit und Illit. Diese sind bei der chemischen Verwitterung neu entstanden. Untergeordnet bestehen Tonsteine auch aus mechanisch oder chemisch zerkleinerten Fragmenten von Mineralen wie beispielsweise Quarz,Muskovit, Feldspat und Karbonat. Geringfügige Beimengungen von beispielsweise Limonit, Hämatit, Chlorit oder auch organische Kohlenstoffverbindungen sind für die unterschiedlichen Farben (grau, schwarz, rot, grün) von Tonsteinen verantwortlich.

Tonsteine verfügen über eine hohe Dichtheit. Sie sind aufgrund ihrer feinen Körnung nur schwer durchlässig für Flüssigkeiten und Gase und wirken im geologischen Untergrund somit als Barrieregesteine. Darüber hinaus sind sie aufgrund der Struktur und der großen Oberfläche der Tonminerale in der Lage, Ionen - z. B. Schwermetalle oder Radionuklide -  reversibel zu binden. Man spricht hier auch von Adsorption. Im Kontakt mit Wasser reagieren Tonminerale quellfähig und sind dadurch in der Lage, Risse zu schließen.

Als Tonsteinformation ist eine oft mehrere Meter bis über hundert Meter mächtige Abfolge von Tonsteinen zu verstehen. Da in der Natur keine reinen Tonsteine in so großen Mächtigkeiten vorkommen, sind insolchen Formationen häufig geringfügige Beimengungen oder geringmächtige Lagen aus sandigem, siltigem, karbonatischem, organischem oder sonstigem Material enthalten.

Bildrechte: LBEG

Kristallingestein

Kristallingesteinsformationen sind in mehreren Ländern als Wirtsgesteinsformationen für die Einlagerung von hoch radioaktiven Abfällen vorgesehen. Im internationalen Sprachgebrauch werden diese Gesteinskomplexe als „crystalline basement“ bezeichnet und beziehen sich in der Endlagerung vor allem auf plutonische oder bestimmte metamorphe Gesteine. Daneben werden auch Vulkanite, wie beispielsweise Porphyrite, von einigen Ländern auf ihre Eignung als mögliche Wirtsgesteine untersucht.

Plutonische Gesteine entstehen aus Gesteinsschmelzen (Magmen), die aus großer Tiefe in die Erdkruste aufsteigen und dort langsam abkühlen. Nacheinander kristallisieren verschiedene Minerale (z. B. Glimmer, Feldspat, Quarz) aus und es entstehen jenach Bildungsbedingungen unterschiedliche Gesteinsarten und –varietäten. Granite sind die häufigsten Vertreter der plutonischen Gesteine und treten in zahlreichen Varietäten auf, die meist mit regionalen Namen bezeichnet werden, wie z. B. der Okergranit aus dem Harz oder der Ålandgranit aus Skandinavien. Daneben zählen unter anderem Diorite, Gabbros und Peridotite zu den Plutoniten.

Metamorphe Gesteine sind während Gebirgsbildungsprozessen unter erhöhten Druck- und Temperaturbedingungen in großen Tiefen entstanden. Sie sind ohne Aufschmelzung chemisch und strukturell aus älteren Gesteinen umgewandelt worden. Je nach Ausgangsmaterial und Druck-/Temperatur-Bedingungen entstehen dabei viele unterschiedliche Gesteine, die sich durch Mineralbestand und Gefügemerkmale unterscheiden lassen. Beispiele für häufige metamorphe Gesteine sind z. B.Gneise, Amphibolite oder Eklogite. Kommt es bei der Gesteinsumwandlung zu Teilaufschmelzungen (Anatexis), entstehen Migmatite.

Plutonische und metamorphe Gesteinsmassive sind in großen Tiefen in der Erdkruste gebildet worden. Sie werden erst lange nach ihrer Entstehung durch tektonische Geländehebungenund Erosion der überlagernden Gesteinsschichten an der Oberfläche sichtbar.

Kristallingesteinsformationen zeichnen sich durch eine hohe Festigkeit, sehr geringes Lösungsverhalten und hohe Temperaturbelastbarkeit aus. Endlagerbergwerke weisen daher eine hohe Stabilität auf, müssen aber wegen der Klüftigkeit der Gesteine mit geotechnischen Barrieren versehen werden.

Steinsalz

Der Untergrund Norddeutschlands ist reich an Salzvorkommen, die sich im Laufe der Erdgeschichte in Sedimentationsbecken durch Verdunstung (Evaporation) der im Meerwasser gelösten Salze gebildet haben. Insbesondere die vor ca. 255 Mio. Jahren gebildeten und primär bereits sehr mächtigen Salzgesteinsformationen des Zechstein haben durch Mobilisationsprozesse in den nachfolgenden Mio. Jahren einen großen Formenreichtum erfahren.

Die Lagerung der Salzgesteine lässt sich grundsätzlich unterteilen in die „flache Lagerung“, worunter eine weitgehend schichtparallele „ursprüngliche“ Lagerung zu verstehen ist und die „steile Lagerung“, die durch z. T. erhebliche Salzwanderungsprozesse und Akkumulationen entstanden ist. Als Strukturformen haben sich z. B. Salzkissen, Salzsättel, Salzstöcke und Salzmauern entwickelt. In diesen Strukturen sind durch Verformungs- und Bruchprozesse der Salzgesteine z. T. komplexe Lagerungsverhältnisse entstanden.

Salzformationen sind im Allgemeinen zyklisch aufgebaut. Ein kompletter Zyklus besteht aus einer charakteristischen Abfolge von Karbonaten wie Dolomit und Kalkstein, Sulfaten wie Gips bzw. Anhydrit sowie Steinsalz und Kalisalzen. Innerhalb der Salzformationen gibt es Unterbrechungen oder Wiederholungen von Zyklusteilen. Ziel der Suche im Rahmen des Standortauswahlprozesses sind weitgehend homogene möglichst mächtige Steinsalz­bereiche, die als schützende geologische Barriere dienen.

Steinsalz weist als Wirtsgestein eine Reihe von positiven Eigenschaften auf, wie z. B. eine hohe spezifische Wärmeleitfähigkeit und Temperaturbelastbarkeit sowie eine geringe Durchlässigkeit. Aufgrund der besonderen Eigenschaft des kriechenden Verformungsverhaltens werden die Abfälle mit der Zeit komplett eingeschlossen. Da Steinsalz eine hohe Löslichkeit gegenüber ungesättigten Lösungen aufweist, ist der zusätzliche Schutz durch einen günstigen Aufbau des Deckgebirges mit u. a. grundwasserhemmenden Gesteinengegen unterirdische Ablaugungsvorgänge in der Abwägung ein wichtiges Kriterium.

Bildreche: LBEG
Verfasst am 
24.9.2020